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17.12.2012

Wie Querschnittlähmungen und krankhafte Knochenbildungen zusammenhängen

Dr. Hoger Godry (3.v.l.) bei der Preisverleihung - Bild: Starface GmbH

Bergmannsheil-Chirurg erhält Studienpreis der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie

Knochenbildungen nahe den Gelenken, sogenannte heterotope Ossifikationen, sind eine häufige Komplikation bei Patienten mit frischen Rückenmarkverletzungen. Über die Ursachen dieses Krankheitsbildes ist noch wenig bekannt. In einer umfangreichen Patientenstudie hat sich ein Forscherteam der Chirurgischen Klinik des Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikums Bergmannsheil (Direktor: Prof. Dr. Thomas A. Schildhauer) um Dr. Mustafa Citak und Dr. Holger Godry mit den Risikofaktoren beschäftigt, die die Ausbildung von gelenknahen Verknöcherungen beeinflussen. Demnach scheinen das Ausmaß der Querschnittlähmung sowie begleitende Verletzungen und Erkrankungen der Lunge hierbei eine besondere Rolle zu spielen. Für die Projektarbeit erhielt Dr. Holger Godry stellvertretend für die gesamte Arbeitsgruppe kürzlich den Evidence-based-Medicine-Preis der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie, der mit einem Preisgeld von 5.000 Euro dotiert ist.

Bis zu 50 Prozent der querschnittgelähmten Patienten betroffen

Heterotope Ossifikationen treten nach einer frischen Rückenmarkverletzung bei bis zu 50 Prozent der Patienten auf. Die Knochenbildungen können im Bereich der Hüft-, Schulter-, Knie- oder Ellenbogengelenke entstehen. Sie verursachen Schmerzen und Schwellungen. Wegen der zunehmenden Einsteifung der Gelenke können sie die Rehabilitation des Patienten erheblich behindern. Im Frühstadium kann die Erkrankung mit Medikamenten oder Bestrahlungen behandelt werden, ansonsten hilft in der Regel nur eine operative Entfernung der Verknöcherung. Das Forscherteam des Uni-Klinikums Bergmannsheil hat daher eine Reihe möglicher Risikofaktoren untersucht, die mit der Entwicklung von heterotopen Ossifikationen in Zusammenhang stehen könnten. Aus der Abteilung für Rückenmarksverletzte (Leitende Ärztin: Dr. Renate Meindl) wurden jeweils 132 querschnittgelähmte Patienten mit und ohne eine heterotope Ossifikation in die Studie einbezogen.

Entzündliche Prozesse spielen wichtige Rolle

Demnach hatten Patienten mit einer kompletten Querschnittlähmung ein 6-fach höheres Risiko, eine gelenknahe Verknöcherung zu entwickeln. Bei Patienten, die eine begleitende Verletzung des Brustkorbs (assoziiertes Thoraxtrauma) hatten, war das Risiko doppelt so hoch. Weitere Risikofaktoren waren begleitende Spastik, Lungenentzündung (Pneumonie), Harnwegsinfekt, Nikotinmissbrauch sowie Notwendigkeit eines Tracheostomas (Öffnung der Luftröhre). „Unsere Daten zeigen, dass entzündliche Prozesse eine wichtige Rolle für die Entwicklung von heterotopen Ossifikationen spielen“, so Dr. Citak. Zudem hätte sich bei Patienten mit einer begleitenden Lungenerkrankung oder –verletzung ein signifikant höheres Auftreten dieser Komplikationen beobachten lassen. Aus den Ergebnissen könnten somit wertvolle Anstöße für weitere prospektive klinische und experimentelle Studien gewonnen werden.

Der Preis wurde verliehen auf dem diesjährigen Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012) in Berlin. Beteiligte Autoren der Studie „Risikofaktoren für die Entwicklung von heterotopen Ossifikationen nach frischem Rückenmarkstrauma: Eine Fall-Kontroll-Studie“ sind Holger Godry, Manuel Backhaus, Mirko Aach, Renate Meindl, Thomas A. Schildhauer und Mustafa Citak, Mitarbeiter der Chirurgischen Klinik im Bergmannsheil.

Informationen zur Studie:
http://www.egms.de/static/en/meetings/dkou2012/12dkou332.shtml

Informationen zum DKOU 2012:
http://www.dkou.org/dkou2012/startseite.html

Über das Bergmannsheil

Das Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinikum Bergmannsheil repräsentiert den Strukturwandel im Ruhrgebiet wie kein anderes Krankenhaus: 1890 als erste Unfallklinik der Welt zur Versorgung von verunglückten Bergleuten gegründet, zählt es heute zu den modernsten und leistungsfähigsten Akutkliniken der Maximalversorgung und gehört zum Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum (UK RUB). In 22 Kliniken und Fachabteilungen mit insgesamt 622 Betten werden jährlich rund 20.000 Patienten stationär und 63.000 Patienten ambulant behandelt. Mehr als die Hälfte der Patienten kommen aus dem überregionalen Einzugsbereich. Weitere Informationen im Internet unter: www.bergmannsheil.de.

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