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11.05.2012

Erste Transkatheter-Kinderherzklappe im Iran implantiert

Bad Oeynhausener Kardiologe führte den Eingriff bei einer 16-jährigen Patientin erfolgreich durch

Shadi Shirazi und ihre Eltern mit PD Dr. Nikolaus Haas nach dem erfolgreichen Transkatheter-Klappenersatz im Aufwachraum (Foto: HDZ NRW).

Im Iran ist jetzt erstmals ein Pulmonalklappenersatz mittels Herzkatheter bei einer Jugendlichen erfolgreich durchgeführt worden. Der Eingriff fand im Rajaie Heart Center in Teheran unter der Leitung von Privatdozent Dr. Nikolaus Haas statt, der als Ausbilder und Spezialist für moderne Kathetertechniken aus dem Zentrum für Angeborene Herzfehler des Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen (Direktoren: Prof. Dr. med. Deniz Kececioglu/Dr. Eugen Sandica) in den Iran gereist ist.

„Besonders bei großen klinischen Zentren im Nahen Osten, Russland und Osteuropa besteht großes Interesse an der Einführung und Fortbildung zur modernen Transkatheter-Technologie“, erläutert Haas, der im Zentrum für Angeborene Herzfehler des HDZ NRW über 500 Herzkatheterinterventionen jährlich bei Kindern und Jugendlichen durchführt. Grundsätzlich zieht man im HDZ NRW bei Eingriffen an Kindern schonende, interventionelle Verfahren gegenüber einer belastenden großen Herzoperation vor. Sie dienen auch dazu, die Anzahl der notwendigen Operationen im Lebensverlauf zu reduzieren.

Etwa ein Prozent aller Kinder kommt mit einem angeborenen Herzklappenfehler auf die Welt. Bei vielen ist die Lungenschlagaderklappe (Pulmonalklappe) krankhaft verändert. Der Klappendefekt führt dazu, dass der Blutfluss durch das Herz nicht richtig gesteuert wird. Kinder mit angeborenem Pulmonalklappenfehler, und vor allem solche mit einem Pulmonalklappenfehler als Folge eines anderen angeborenen Herzfehlers, konnten bis vor wenigen Jahren nur mit einer Operation am offenen Herzen behandelt werden. Beim Transkatheter-Herzklappenersatz wird die neue Pulmonalklappe über einen Herzkatheter in die schadhafte Herzklappe eingesetzt. Im Gegensatz zur Herzoperation muss bei dieser minimalinvasiven Implantation der Brustkorb nicht geöffnet werden. „Der Katheter wird durch die Vene in der Leiste bis zum Herzen vorgeschoben“, erläutert Haas das Verfahren. „die Klappenprothese wird mit einem Ballon geweitet, wenn der Ausgang der rechten Herzkammer erreicht ist. Sie drückt die vorhandene defekte Herzklappe dabei an die Gefäßwand und ersetzt ihre Funktion vollständig.“

Der Eingriff bei der 16-jährigen Shadi Shirazi in Teheran dauerte drei Stunden. Er verlief komplikationslos ohne Aufenthalt auf der Intensivstation. Shadi konnte das Krankenhaus nach drei Tagen schon wieder verlassen. Ihre neue Herzklappe besteht aus biologischem Material, das sich bei Kindern und Jugendlichen mit einer angeborenen Erkrankung der Lungenschlagader (Pulmonalklappenerkrankung) als besonders vorteilhaft erwiesen hat.
Als zukünftige Entwicklung erwartet PD Dr. Nikolaus Haas eine biologischen Herzklappe, die mitwächst und dabei keine Funktionsverluste zeigt: „Die enormen Fortschritte auf diesem Gebiet, die während der vergangenen zehn Jahre gemacht wurden, geben Anlass zur Hoffnung.“

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