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18.05.2016

Hier schlagen Medizinerherzen

Die Begeisterung für die Herzchirurgie hat Assistenzärztin Stefanie Rost (28) nach Bad Oeynhausen geführt. Im Hintergrund das Kaiserpalais des ostwestfälischen Staatsbades (Foto Armin Kühn).

Am Campus OWL lernen und anschließend in Ostwestfalen arbeiten. Das ist die Vision, mit der die NRW-Landesregierung dem Ärztemangel in der Region begegnen will. Dass es funktioniert, hat die Assistenzärztin Stefanie Rost (28) bereits bewiesen.

Stefanie Rost hat es ganz schön erwischt. Eine Woche lang wollte die Medizinstudentin der Ruhr-Universität Bochum (RUB) mit dem am Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW) in Bad Oeynhausen angebotenen Blockseminar intensiv ihre Wissenslücken in der Kardiologie auffüllen. Sie hatte Glück und rutschte über die Warteliste auf einen der begehrten Plätze. Dafür nahm sie gerne die Reise zur 170 Kilometer entfernt gelegenen RUB-Universitätsklinik in Kauf.

>>> Seit 1989 ist das HDZ NRW Uniklinik im Rahmen des Bochumer Modells. Weltweit bekannt ist die Spezialklinik zur Versorgung schwerkranker Herz- und Diabetespatienten als größtes Herztransplantationszentrum Europas. Aufgrund seiner besonderen Ausrichtung, hochmodernen Ausstattung und Expertise unterscheidet sich das HDZ NRW deutlich von Häusern der Allgemeinversorgung.

Dann kam der Moment, als die Studentin im OP-Saal stand und zum ersten Mal ein schlagendes Herz halten durfte. "Die Kraft, mit der dieses Herz in meiner Hand schlug, war einfach atemberaubend. Man ist buchstäblich am Puls des Lebens. Ich war schlichtweg begeistert." In diesem Augenblick war klar, dass dies nicht ihr einziges Erlebnis im Herz-OP bleiben sollte. Bis zu diesem Zeitpunkt war ihre berufliche Zukunft vielmehr auf einen wissenschaftlichen Schwerpunkt in der Hämato-Onkologie ausgerichtet gewesen. "Nach diesem Blockseminar und den vielen großartigen Einblicken in die Spezialdisziplinen wollte ich unbedingt mein Praktisches Jahr in der Herzchirurgie absolvieren. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, nie wieder ein schlagendes Herz zu sehen."

>>> In der mit 190 Betten größten herzchirurgischen Klinik Deutschlands unter der Leitung von Prof. Dr. Jan Gummert werden mehr als 6.400 Eingriffe jährlich durchgeführt. Zu den Operationen am Herzen und den herznahmen Gefäßen zählen mehr als 1.400 isolierte Herzklappen-Operationen, mehr als 1.100 Bypass-OPs und über 1.000 Herzschrittmacher und Defibrillator-Eingriffe. Hinzu kommen etwa ein Drittel der bundesweit durchgeführten Herztransplantationen, 75 waren es im vergangenen Jahr.

Das Wichtigste für die angehende Ärztin war es, in Bad Oeynhausen das gesamte Spektrum der Herzchirurgie kennenzulernen: große umfangreiche Notfälle wie akute Eingriffe an der Hauptschlagader (Aorta) , die chirurgische Therapie bei Herzinnenhautentzündungen (Endokarditis) oder Herz- und Lungentransplantationen gehören hier genauso zum Tagesgeschäft wie die Implantation einer künstlichen Herzunterstützung und die große Routine in der filigranen minimalinvasiven Bypass- und Klappenchirurgie. Für die Medizinstudentin, die in Berlin aufgewachsen ist und ihr Studium im Ruhrgebiet 2008 begonnen hatte, war der Wohnortwechsel in die grüne Lunge Nordrhein-Westfalens überhaupt kein Problem. "Ich kann zu Fuß in die Klinik gehen, genieße die schöne Umgebung im Kurort und kann in die Oper oder das Theater nach Bielefeld fahren." Wenn sie doch einmal Heimweh nach der Großstadt hat, dann gibt es die gute Anbindung über die Bahn nach Berlin oder über die Flughäfen Paderborn, Hannover, Dortmund in die weite Welt.

>>> Mit der Erweiterung des Bochumer Modells ist das Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum auf insgesamt neun Standorte mit zusätzlichen, von der NRW-Landesregierung bereitgestellten Mitteln in Höhe von sechs Millionen Euro gewachsen. Vom kommenden Wintersemester an steigt erstmals die neu geschaffene universitäre Lehrachse in Bad Oeynhausen, Herford, Lübbecke-Rahden und Minden in die praktische/klinische Ausbildung von zunächst 60 bis 70 Studenten des siebten Semesters ein. Das Herz- und Diabeteszentrum NRW deckt die Fachgebiete der Herzchirurgie, Kardiologie, Kardioanästhesie, Kinderkardiologie, Endokrinologie/Diabetologie sowie die kardiale Bildgebung ab. Innerhalb des Grundstudiums erfüllen die Vertreter des HDZ NRW zudem in Bochum seit vielen Jahren ihre Lehraufträge in der Klinischen Chemie und Laboratoriumsdiagnostik sowie an der Universität Bielefeld in der Klinischen Biochemie.

Manchmal ist das Schicksal ein Herzschlag. "Ich kann kann drei Sachen mittelmäßig machen, aber nur eine Sache richtig gut", sagt Stefanie Rost. Deshalb hat sie gleich nach der Approbation die Gelegenheit ergriffen und sich in der Herzchirurgie beworben. Seit Februar 2016 muss sie sich nun als Assistenzärztin im Stationsdienst und im OP-Saal bewähren, danach hofft sie auf die erfolgreiche Fortsetzung ihrer Facharztausbildung zur Herzchirurgin. "Lange OP-Einsätze, Nacht- und Wochenenddienste machen mir nichts aus, dazu ist die Arbeit viel zu spannend. Was die Herzchirurgie hier leistet und wieviel ich hier lernen kann - das lässt mich täglich bis über beide Ohren strahlend nach Hause kommen." Tatsächlich stehen die Chancen für eine Karriere in der Chirurgie nicht schlecht, denn hier ist die Nachfrage nach qualifizierten Fachärzten und Fachkräften besonders hoch, das gilt für das gesamte Bundesgebiet.

Wenn die Medizinerausbildung in Ostwestfalen Schule macht, wäre das ein Schub für Nachwuchsförderung und medizinische Versorgung, von dem die vielfach verkannte Region, die so viele große Namen der mittelständischen Wirtschaft beherbergt, deutlich profitieren könnte. Ob dies in den ländlichen Gebieten mit einer ausreichenden Hausarztversorgung gelingt, wird sich zeigen. Eine Herausforderung insbesondere für die neuen ostwestfälischen Unikliniken ist das Vorhaben allemal. Hier gilt es vornehmlich, im universitären Zusammenschluss der neuen und alten Standorte in OWL den medizinischen Nachwuchs aus dem Ruhrgebiet mit der vorhandenen enormen Fachkompetenz und guten Karrieremöglichkeiten langfristig an die Region zu binden.

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