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08.06.2016

Herz mit Maschine: Hoffnung oder Desaster?

Wenn Maschinen dem Herz helfen, gibt es viele Fragen. Die Referenten des 3. Westfälischesn Symposiums für Psychologie und Herzchirurgie im HDZ NRW: (v.l.) Dr. phil. Dipl.-Psych. Katharina Tigges-Limmer, Dr. Michiel Morshuis, Prof. Dr. Brigitte Osswald, Dipl.Psych. Yvonne Winkler, Prof. Dr. Karl-Heinz Ladwig, Dipl.-Psych. Dagmar Schöttler, Dipl.-Psych. Sandra Semmig-Könze (Foto Armin Kühn).

"Haben Sie Herzklopfen? Keine Sorge, ich habe die Lizenz dafür." Bewährte Sätze wie diese nutzt Professorin Dr. Brigitte Osswald, um ihren Patienten vertrauensvoll zu vermitteln, dass die Situation im OP-Saal gerade routiniert gemeistert wird. Oft gehe es nicht nur darum, einfach abzulenken, sagt die Düsseldorfer Herzchirurgin und Spezialistin für Herzschrittmacher- und Defibrillatoreingriffe. Ebenso wichtig sei es, die Angst vor der Technik zu nehmen und das Vertrauen der Patienten zu gewinnen. Wissenschaftliche Studien belegen, wie hilfreich dies für den Genesungsprozess ist. Um das "Herz mit der Maschine" ging es beim 3. Westfälischen Symposium für Psychologie und Herzchirurgie, das die Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie unter der Leitung von Prof. Dr. Jan Gummert am Wochenende im Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, ausgerichtet hat.

Wie schwierig es für Patienten sein kann, sich auf Maschinen verlassen zu müssen, die das Herz unterstützen, erläuterte Dr. Katharina Tigges-Limmer, Leiterin der klinischen Medizinpsychologie. "Das Herz wird allgemein als Sitz der Seele und der Gefühle wahrgenommen. In diesem Zusammenhang auf die Technik angewiesen zu sein, ist für viele nicht leicht zu akzeptieren."

Bei der Arbeit der Medizinpsychologie in der Herzchirurgischen Klinik des HDZ NRW geht es dabei noch um viel mehr als den Umgang mit der Angst vor der Maschine. "Idealerweise lernen wir unsere Patienten vor der Operation kennen, um bei Bedarf frühzeitig Depressionen, Ängste, Posttraumatische Belastungsstörungen, Anpassungsstörungen oder 2

Suchterkrankungen fachgerecht zu diagnostizieren und mitzubehandeln", erläutert Dr. Katharina Tigges-Limmer, Leiterin der Abteilung. So stelle eine kompetente psychologische gemeinsam mit der medizinischen Versorgung grundsätzlich sicher, dass die Patienten eine möglichst zufriedenstellende und gute Lebensqualität erreichen.

Die subjektiven Folgen einer lebensrettenden Medizintechnologie hat Prof. Dr. Karl-Heinz Ladwig vom Helmholtz Zentrum München am Beispiel von Patienten mit einem implantierten Defibrillatorsystem (ICD) untersucht. "Oft wird hier die eigentlich lebensrettende Technik als erhebliche Einschränkung der Lebensqualität empfunden", sagt er. So könne das plötzliche Schmerzereignis eines ICD-Schocks langfristig traumatisierende Folgen haben. Ladwig fordert daher eine bessere Vorbereitung und Aufklärung des Patienten.

Kann ich mit einem Herzschrittmacher oder einer künstlichen Herzunterstützung sterben? Mit dieser und anderen wichtigen Fragen zum ganz persönlichen Lebensalltag setzen sich die Patienten auseinander. In der Gesprächstherapie könne dabei erlernt werden, den Einsatz der Maschine emotional anzunehmen, betonte Diplom-Psychologin Yvonne Winkler. Auf den psychologischen Bedarf von Patienten mit einer künstlichen Herzunterstützung gingen auch die Psychologinnen Sandra Semmig-Könze aus Leipzig und Dagmar Schöttler von der Gollwitzer-Meier Klinik, Bad Oeynhausen, nach einer Einführung von Dr. Michiel Morshuis, Oberarzt der Herzchirurgie und Leiter des Kunstherzprogramms am HDZ NRW, in ihren Vorträgen ein.

Einig waren sich die Experten darin, dass es mit geschickter Kommunikationsführung in den allermeisten Fällen gelingen kann, eine Atmosphäre zu erzeugen, in der sich ein Patient zumindest gut aufgehoben fühlt. Manchmal helfe Musik, oftmals auch der Humor, wie Prof. Osswald in einer Umfrage unter ihren Kollegen nachgewiesen hat. Daraus sei sogar eine Kooperation mit dem Kom(m)ödchen Düsseldorf entstanden. "Nach unseren Erfahrungen ist es besonders wichtig, individuell aufeinander einzugehen. Wenn der Patient sich wohlfühlt, profitieren letztendlich alle Beteiligten."

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