Kliniken » Universitätsklinikum » Aktuelles » Herz- und Diabeteszentrum NRW
20.09.2016

Der kleinste Lebensretter der Welt

Dr. Christian Flottmann, Leiter der Kardiologischen Intensivstation im HDZ NRW, hat die winzige Pumpe implantiert, die das rechte Herz unterstützt (Foto Armin Kühn).

Erstmals in NRW wurde eine Mini-Rechtsherzpumpe implantiert - Bad Oeynhausener Herzspezialisten erweitern die Therapie bei Herzversagen

Miniaturisierte Herzunterstützungssysteme, die minimalinvasiv, ähnlich wie ein Herzkatheter, über die Leiste bis in das Herz vorgeschoben werden, helfen dem Herzen bei seiner Pumptätigkeit. Kardiologen im Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, unter der Leitung von Prof. Dr. Dieter Horstkotte haben jetzt erstmals ein solches System in einer rechten Herzkammer eingesetzt, das pro Minute bis zu vier Liter venöses Blut in die Lungenarterie fördern kann. Es eröffnet gute Alternativen zur Behandlung des Rechtsherzversagens und kann sowohl von Kardiologen als auch von Herzchirurgen implantiert werden. Auch eine Kombinationstherapie mit größeren Systemen der künstlichen Herzunterstützung ist möglich.

"Mechanische Kreislaufunterstützung ist eine wichtige klinische Maßnahme bei einem ausgedehnten, plötzlichen Pumpversagen des Herzens, dem sogenannten kardiogenen Schock", beschreibt Oberarzt Dr. Christian Flottmann, Leiter der Kardiologischen Intensivstation am HDZ NRW, das Einsatzgebiet der Miniatursysteme. "In aller Regel dienen diese sogenannten Microaxialpumpen der kurzzeitigen Unterstützung bis zur Erholung der Herzfunktion, wenn die medikamentöse Therapie nicht ausreicht."

Der kardiogene Schock ist eine gefürchtete Komplikation bei einem akuten Herzinfarkt oder einer Herzmuskelentzündung. In den meisten Fällen ist das Herzmuskelgewebe um die linke Herzkammer betroffen. Die Bad Oeynhausener Intensivmediziner setzen in diesen Fällen Ballonkatheter oder - seit drei Jahren bereits - Microaxialpumpen in verschiedensten Größen ein. Letztere erzielen dabei bessere Effekte hinsichtlich der Pumpleistung und stellen somit sicher, dass ausreichend Blut über die Aorta in den Körper geleitet wird. Auf den Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine kann bei Microaxialpumpen verzichtet werden.

Auch bei Patienten mit einer bereits chirurgisch implantierten mechanischen Kreislaufunterstützung kann das kleinere, kathetergestützte Impellasystem die Pumpschwäche des Herzens zeitweise zusätzlich überbrücken. Hier arbeiten Kardiologen und Herzchirurgen im HDZ NRW eng zusammen, um ihren Patienten die jeweils bestmögliche, individuelle Therapie anbieten zu können.

Ein Rechtsherzversagen kann bei einem sogenannten Hinterwandinfarkt drohen. Die jetzt erstmals eingesetzte Impella-Rechtsherzunterstützung sorgt hier ebenso wie das Linksherzsystem für einen verbesserten Blutfluss und ein adäquates Herzzeitvolumen. Ein winziger Pumpenmotor mit einer Rotationsgeschwindigkeit von bis zu 50.000 Umdrehungen saugt das venöse Blut an und transportiert es in die Lunge. Das geschieht unabhängig vom Herzschlag, so dass auch während der Ruhephase der Herzkammer Blut gepumpt wird.

"Das jetzt erweiterte Spektrum der katheterbasierten Herzunterstützungssysteme eröffnet uns eine noch bessere Versorgung unserer Notfallpatienten", erläutert Dr. Flottmann. Ohne schnelle Maßnahmen zur Überbrückung der unzureichenden Herztätigkeit beim kardiogenen Schock ist kein Überleben möglich. Die miniaturisierten Unterstützungssysteme können bis zu 14 Tage im Herzen verbleiben. Wenn sich das Herz wieder erholt hat, werden sie wieder entfernt. Wenn das Herz sich nicht wieder erholen sollte und dauerhafte Unterstützung benötigt, greifen die Herzspezialisten in aller Regel auf künstliche Unterstützungssysteme zurück, die chirurgisch implantiert werden. Die HDZ-Herzchirurgie versorgt Patienten, die auf eine Langzeitunterstützung angewiesen sind, mit den verschiedensten größeren, etablierten Systemen, die auch über Jahre hinweg eine adäquate Lebensqualität bieten können. Das Bad Oeynhausener Herz- und Diabeteszentrum NRW hält mit seiner Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie unter der Leitung von Prof. Dr. Jan Gummert eines der weltweit größten Kunstherzprogramme bereit.

Weitere Informationen:
Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen
Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leitung: Anna Reiss
Georgstr. 11
32545 Bad Oeynhausen
Tel. 05731 / 97 1955
Fax 05731 / 97 2028
E-Mail: info@hdz-nrw.de
www.hdz-nrw.de