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27.06.2017

Bei Diabetes ist jedes akute Fußproblem ein Notfall

Effiziente Wundversorgung in der ausgewiesenen Fußbehandlungseinrichtung am Diabeteszentrum des HDZ NRW: Oberärztin Dr. Tania-Cristina Costea bei der Untersuchung im Wundheilungszentrum (Foto Peter Hübbe).

Als anerkannte ambulante und stationäre Fußbehandlungseinrichtung ist das Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen, seit mehr als zehn Jahren zertifiziert.

Erneut hat Professor Dr. Dr. h.c. Diethelm Tschöpe, Direktor des Diabeteszentrums am Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), die Auszeichnungen als „Ambulante und Stationäre Fußbehandlungseinrichtung“ nach erfolgreich abgeschlossenem Re-Zertifizierungsverfahren entgegengenommen.

Seit 2003 zeichnet die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) Einrichtungen aus, die nachweislich eine leitliniengerechte Behandlung ihrer Patienten sicherstellen. Das erklärte Ziel der Fachgesellschaft ist es, die Qualität der Patientenversorgung in Deutschland fortlaufend und flächendeckend zu verbessern. Denn die Behandlung der Folgeerkrankung „Diabetisches Fuß-Syndrom“ ist komplex und langwierig – oft ist ein stationärer Klinikaufenthalt notwendig.
„Jeder vierte Diabetiker muss im Laufe seiner lebenslangen Erkrankung damit rechnen, vom Diabetischen Fuß-Syndrom betroffen zu sein,“ sagt Professor Tschöpe. Zunehmend leiden ältere Patienten daran. „Die Ursachen können in einer diabetesspezifischen Nervenstörung liegen, der sogenannten Polyneuropathie. Aber auch Durchblutungsstörungen verursachende Gefäßerkrankungen sind für schlecht heilende Wunden am Fuß verantwortlich.“

Oberstes Ziel: Erhalt der Gliedmaßen Um eine drohende Amputation von Zehen, Unter- oder Oberschenkel zu vermeiden, ist es wichtig, den Ernst der Erkrankung so früh wie möglich zu erkennen. „Grundsätzlich ist es ratsam, bei Menschen mit Diabetes jedes akute Fußproblem als Notfall zu behandeln,“ rät Oberärztin Dr. medic. Tania-Cristina Costea, Leitende Ärztin des Wundheilungszentrums im Diabeteszentrum. Allein den Heilungsprozess chronischer Wunden zu fördern und Extremitäten zu erhalten, reiche aber nicht aus. „Die gezielte Diagnose sollte die Gefäße und mögliche Polyneuropathien einschließen und vor allem auch die Blutzuckereinstellung überprüfen.“ Um das Diabetische Fuß-Syndrom erfolgreich zu behandeln, müssen Ärzte, Podologen, Wundassistenten, Orthopädieschuhmacher/-techniker, Pflegekräfte und Diabetesberater interdisziplinär zusammenarbeiten.

Dass dieser Zusammenschluss der beteiligten Fachkräfte im HDZ NRW hervorragend funktioniert, hat die Deutsche Diabetes Gesellschaft nunmehr erneut anerkannt. Um die Auszeichnungen zu erhalten, muss nachgewiesen werden, dass die Prinzipien der Behandlung des Diabetischen Fuß-Syndroms eingehalten werden, alle Diagnostik- und Behandlungsabläufe miteinander koordiniert stattfinden und auch vorbeugende Maßnahmen berücksichtigt werden. Auch ein gegenseitiger Austausch mit anderen zertifizierten Zentren ist vorgeschrieben.

In Ostwestfalen-Lippe gibt es derzeit acht ambulante (bundesweit 209) sowie drei stationäre (bundesweit 87) Fußbehandlungseinrichtungen, die nach den DDG-Kriterien zertifiziert sind. Schwerpunkte im Wundbehandlungszentrum des Diabeteszentrums im HDZ NRW gelten der eingehenden Diagnostik sowie der Infektbehandlung und systemischen antibiotischen Therapie. Zur Förderung der Wundheilung werden Therapien mit Eigenblut oder Maden durchgeführt. Auch innovative Verfahren wie Kaltplasma oder Fischhaut werden erprobt. Ein spezielles Augenmerk gilt der Behandlung des Charcot-Fußes, bei dem es nach unbemerkten Verstauchungen oder Knochenbrüchen aufgrund fehlender Schmerzsensibilität zu Gelenkdeformitäten des Fußes kommen kann. Die Druckentlastung und Ruhigstellung der betroffenen Regionen hat dabei oberste Priorität.
„Das Diabetische Fuß-Syndrom ist heute einer der wichtigsten Gründe für Amputationen,“ betont Professor Tschöpe. „Viele davon könnten bei rechtzeitiger Diagnostik und Therapie verhindert werden.“ Daher fordere die Fachgesellschaft, dass der Weg zum Einholen einer Zweitmeinung vor der Amputation sichergestellt sein müsse.

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