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02.07.2020

Amputationen vermeiden

Erfolgreiche Re-Zertifizierung: Klinikdirektor Prof. Dr. Dr. h.c. Diethelm Tschöpe und die Oberärzte Dr. Tania-Cristina Costea und Abdulwahab Arbi (Foto Marcel Mompour).

Patienten mit Diabetes kennen die Angst vor einer Fußamputation, weil sich eine Wunde gebildet hat, die einfach nicht heilen will. In vielen Fällen lässt sich dieses Schreckensszenario jedoch verhindern: wenn der Diabetes-Patient auch in Bezug auf das sogenannte „Diabetische Fußsyndrom“ qualifiziert, strukturiert und umfassend betreut wird.

Die Arbeitsgemeinschaft „Diabetischer Fuß“ der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) hat das Diabeteszentrum des Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, erneut für seine hohe Qualität in der Fußbehandlung ausgezeichnet. „Diabetespatienten sind gut beraten, sich bei schlecht heilenden Wunden so frühzeitig wie möglich qualifiziert beraten und behandeln zu lassen“, sagt Prof. Dr. Dr. h.c. Diethelm Tschöpe, Direktor des Diabeteszentrums. Seit 2003 zeichnet die Fachgesellschaft DDG Einrichtungen aus, die nachweislich eine leitliniengerechte Behandlung ihrer Patienten sicherstellen.
„Jeder vierte Diabetiker muss im Laufe seiner chronischen Erkrankung damit rechnen, vom Diabetischen Fuß-Syndrom betroffen zu sein. Mitunter drohen eine Amputation von Zehen, Unter- oder Oberschenkel“, erläutert Tschöpe. Im Wundheilungszentrum seiner Klinik behandelt Oberärztin Dr. Tania-Cristina Costea Patienten mit einem akuten Fußproblem daher grundsätzlich als Notfall. Denn bei Diabetespatienten reiche es nicht aus, den Heilungsprozess chronischer Wunden zu fördern und Extremitäten zu erhalten. Vielmehr gelte es, den Ursachen auf den Grund zu gehen.
„Wir überprüfen die Blutzuckereinstellung, den Zustand der Gefäße und untersuchen, ob eine diabetesspezifische Nervenstörung, eine sogenannte Polyneuropathie, zugrunde liegt“, beschreibt Dr. Costea das Vorgehen. „Die Empfindungsstörungen aufgrund einer solchen Nervenschädigung führen leider oft dazu, dass der Patient Verletzungen und Schädigungen am Fuß nicht rechtzeitig und nicht hinreichend störend wahrnimmt.“

Zur Förderung der Wundheilung werden im Wundheilungszentrum neben einer medikamentösen Therapie auch Behandlungen mit Eigenblut, Maden, Kaltplasma oder Fischhaut durchgeführt. Ein spezielles Augenmerk gilt der Behandlung des Charcot-Fußes, bei dem es nach unbemerkten Verstauchungen oder Knochenbrüchen aufgrund fehlender Schmerzsensibilität zu Gelenkdeformitäten des Fußes kommen kann. Um das Diabetische Fuß-Syndrom letztlich erfolgreich zu behandeln, seien nicht nur Fachärzte, sondern Podologen, Wundassistenten, Orthopädieschuhmacher und -techniker, Pflegekräfte und Diabetesberater eng in den Behandlungsprozess einbezogen.
„Mit rechtzeitiger Diagnostik und Therapie können viele Amputationen verhindert werden“, betont Professor Tschöpe. In Deutschland werden jährlich rund 40.000 Diabetes-Patienten Teile des Fußes oder der gesamte Fuß amputiert. Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 80 Prozent dieser Fälle durch eine bessere Behandlung vermeidbar wären. Für die Betroffenen bedeutet der Verlust des Fußes nicht nur einen großen Verlust an Lebensqualität: Sie haben in der Folge auch ein erhöhtes Sterberisiko. „Daher ist eine zeitnahe strukturierte Versorgung des Fußes bei Patienten mit Diabetes unerlässlich.“


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