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18.04.2018

Medizin der Zukunft

Ärzte aus Klinikum und Charité tauschen sich per Videoliveübertragung über Behandlung von Patienten aus

Mediziner aus der Charité in Berlin verfolgen die OP per Live-Stream am Bildschirm.

Herford/Berlin. Bei einem Tumorbefall des Bauchfells (Peritonealkarzinose) steht das noch relativ junge HIPEC-Verfahren (= Hypertherme intraperitoneale Chemotherapie) zur Verfügung, das die chirurgische Entfernung des Bauchfells (Peritonektomie, zytoreduktive Chirurgie) mit einer Spülung der Bauchhöhle durch eine erwärmte Chemotherapie-Lösung (Hypertherme intraperitoneale Chemotherapie = HIPEC) kombiniert. Die Charité in Berlin bietet diese chirurgisch-medikamentöse Kombinationstherapie als eines von wenigen spezialisierten chirurgischen Zentren in Deutschland an.

In der Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Thoraxchirurgie und Proktologie des Klinikum Herford wurde jüngst eine Kooperation mit der Charité Berlin gegründet, um eine Bestandsaufnahme und Bewertung des Befundes noch während einer OP mithilfe einer Live-Videoübertragung aus Herford nach Berlin durchführen zu können. Die intraoperative Videoanalyse wird unmittelbar vom operativen Experten in der Charité mitgesehen. Es wird dann gemeinsam bewertet, ob das HIPEC-Verfahren für den Patienten geeignet ist. Ist das der Fall, wird die Operation beendet und der Patient zeitnah in die Charité verlegt. Durch die Nutzung moderner Telemedizin können sich Ärzte unter Überbrückung einer räumlichen Distanz konsultieren und so eine für Patienten vorteilhaftere Behandlung vornehmen.

„Diese kooperative Behandlungsplanung zwischen zwei operativen Universitätskliniken ist in Deutschland einzigartig“, freut sich Prof. Dr. med. Günther Winde, Direktor der Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Thoraxchirurgie und Proktologie am Klinikum. „Für Betroffene bedeutet das Verfahren eine deutliche Verbesserung der Prognose.“

Was für eine Art Krebs ist die Peritonealkarzinose und wie funktioniert das HIPEC-Verfahren?



Verstreute Metastasen im Bauchraum (Peritonealkarzinose) treten häufig als Begleiterscheinung von fortgeschrittenen Tumoren des Bauchraums auf und kommen daher eher im Spätstadium einer Krebserkrankung vor. Es ist allerdings auch möglich, dass der Krebs erst sehr spät – erst im Stadium der Peritonealkarzinose – entdeckt wird. In dieser Situation ist es häufig therapeutisch nur noch möglich, eine Chemotherapie durchzuführen oder bestmöglich unterstützende Behandlungsmaßnahmen („best-supportive-care“) zum Erhalt der Lebensqualität zu organisieren. „Bei rund 8 bis 10 Prozent der Fälle ist es möglich, eine Operation zur Verkleinerung des Tumors durchzuführen, an die sich eine intraoperative Chemotherapie mit einer Überwärmung auf bis 41 Grad im Bauchraum anschließt“, beschreibt Prof. Dr. med. Günther Winde. Die Überwärmung (Hyperthermie) regt den Stoffwechsel der Krebszellen im Bauchraum stark an, sodass sich die Medikamente besonders stark in den Krebszellen anreichern. „Diese Extremchirurgie steigert die Überlebenszeiten über das Maß der systemischen Chemotherapie, 5-Jahres-Überlebenszeiten im zweistelligen Bereich sind beschrieben“, erklärt der Chefarzt.