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31.05.2013

Das kleinste Kunstherzsystem der Welt wiegt nur 25 Gramm

Prof. Dr. Jan Gummert (l.) und Dr. Michiel Morshuis zeigen, wo die Minipumpe eingesetzt wird (Foto Armin Kühn).

Miniatur-Herzunterstützung erstmals im Herz- und Diabeteszentrum NRW eingesetzt

Über 230 Patienten des Herz- und Diabeteszentrums NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, stehen aktuell auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Auch in diesem Jahr werden voraussichtlich rund 70 von ihnen ein neues Herz erhalten. Dank künstlicher Herzunterstützungssysteme schaffen es viele Menschen, die mitunter lange Wartezeit zu überbrücken. Das größte deutsche Herztransplantationszentrum unter der Leitung von Prof. Dr. Jan Gummert hält deshalb zugleich eines der weltweit umfassendsten Kunstherzprogramme bereit. Erstmals wurde jetzt eines der modernsten Herzunterstützungssysteme der Welt in Bad Oeynhausen einer 70-jährigen Patientin erfolgreich eingesetzt. Die Besonderheit der kleinen Herzpumpe: Sie wiegt kaum mehr als ein Standardbrief und wird minimalinvasiv – ohne Einsatz der Herz-Lungen-Maschine und ohne Durchtrennung des Brustbeines – implantiert.

Die kleine Miniatur-Blutpumpe des deutschen Herstellers CircuLite ist nur so groß wie eine Batterie. Sie unterstützt die Funktion der linken Herzkammer und arbeitet über eine Kabelverbindung mit einem externen Antrieb, der in einer Tragetasche untergebracht werden kann. Ebenso wenig spektakulär wie ihr Aussehen beschreibt Oberarzt Dr. Michiel Morshuis die minimalinvasive Operation des Systems: „Die Pumpe wird ohne Einsatz der Herz-Lungen-Maschine unterhalb des Schlüsselbeins platziert und kann bis zu drei Liter Blut pumpen.“

Der Eingriff kann so schonend wie möglich und auch bei leichteren Patienten vorgenommen werden, denen ein Teil der bisherigen Unterstützungssysteme aufgrund ihrer Größe bisher vorenthalten war. Die Patientin des HDZ NRW hat nach dem Eingriff die Intensivstation bereits verlassen und erholt sich auf der eigens für Kunstherzpatienten eingerichteten Station. Sie ist nicht für eine Herztransplantation vorgesehen und hat die Unterstützungspumpe zur dauerhaften Therapie erhalten.

Ein Großteil der bisher über 2.500 in Bad Oeynhausen implantierten Herzunterstützungssysteme und Kunstherzen hat Dr. Morshuis in der von Prof. Gummert geleiteten Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie im HDZ NRW eingesetzt. Viele von ihnen stellten im Notfall das Überleben der Patienten sicher. Die meisten Systeme tragen dazu bei, auf Dauer oder bis ein geeignetes Spenderherz zur Verfügung steht, ein hohes Maß an Lebensqualität zu erhalten. Einige wenige Kunstherzsysteme haben es auch ermöglicht, dass sich die Herzen unter der künstlichen Unterstützung wieder erholen und die Patienten gesund nach Hause entlassen werden konnten.

„Solange die Zahl der zur Verfügung stehenden Spenderherzen nicht ausreicht, sind wir auf den Fortschritt der Medizintechnik angewiesen, um mittels künstlicher Herzunterstützung und Kunstherzen das Leben unserer Patienten zu retten“, betont Prof. Dr. Jan Gummert. Der Traum vom vollständig implantierbaren künstlichen Herzersatz sei dabei aber innerhalb der nächsten Jahre noch nicht absehbar. Die Herzspezialisten im HDZ NRW hoffen daher weiterhin auf die breite Zustimmung der Bevölkerung zur Organspende, unabhängig von der Diskussion um Mängel bei der Vergabe von Leber- oder Nierenspenden.

„Eine lebensbedrohende Herzerkrankung kann jeden von uns treffen, oft ohne Ankündigung“, betont Gummert. „1,8 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Herzschwäche. Für die schwerste Form dieser Erkrankung ist aktuell die Herztransplantation die bestmögliche Therapie. Sie hat sich bewährt in wenigen großen Zentren, die mit erfahrenen Spezialisten auf die Vor- und Nachsorge der Patienten spezialisiert sind.“

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