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17.06.2013

Hybrid-OP: Bessere Lebensqualität bei angeborenem Herzfehler

Bad Oeynhausener Spezialistenteam behandelt einen vier Monate alten Säugling erfolgreich

Der kleine Colin darf nach Hause entlassen werden. Mama Sharon Lukas (l.) dankt den Oberärzten, die den notwendigen Eingriff im Bad Oeynhausener Zentrum für Angeborene Herzfahler gemeinsam durchführten: Privatdozent Dr. Nikolaus Haas und Dr. Ute Blanz (r.).

Bei Kindern mit einem hypoplastischen Linksherzsyndrom fehlt die ansonsten führende linke Herzkammer. Diesen Patienten kann das Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW) in Bad Oeynhausen heute gute bis sehr gute Behandlungsaussichten bieten. Das ist möglich dank präziser Diagnostik, ständig verbesserter Operationsverfahren und erfahrener Kinderherzchirurgen und Kinderkardiologen unter der Leitung von Dr. Eugen Sandica und Prof. Dr. Deniz Kececioglu im Zentrum für angeborene Herzfehler.

Für diese Patienten haben Kinderherzspezialisten die sogenannte Norwood-Operationstechnik Anfang der 80-er Jahre entwickelt, um Säuglingen mit einer bis dahin als aussichtslos geltenden komplexen Fehlbildung des Herzens helfen zu können. Erheblichen Anteil an der Behandlungsqualität hat der hochmoderne Hybridoperationssaal in Bad Oeynhausen, der seit Ende letzten Jahres auch für Eingriffe an Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen zur Verfügung steht.
„Das hypoplastische Linksherzsyndrom (HLHS) ist eine sehr seltene Unterentwicklung der linken Herzkammer und der Hauptschlagader in Kombination mit weiteren Fehlbildungen des Herzens,“ erläutert Chefarzt Dr. Eugen Sandica. „Es macht etwa 1,4 Prozent aller angeborenen Herzfehler aus.“ Dank einer dreistufigen Operation können erkrankte Kinder heute bei guter Lebensqualität das Erwachsenenalter erreichen.

Dem erst vier Monate alten Colin Lukas hat Kinderherzchirurgin Dr. Ute Blanz in einer ersten Operation nur acht Tage nach seiner Geburt das Leben gerettet, indem sie unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine die unterentwickelte Aorta des Säuglings mit einem Kunststoffflicken erweiterte und für eine sichere Lungendurchblutung sorgte (sog. „Shunt“-Technik). Nur 16 Wochen danach fand dann der zweite Eingriff im Hybrid-OP statt, um eine bedrohliche Engstelle der Körperschlagader in einer Kombination aus moderner Operationstechnik und wegweisendem Katheterverfahren zu beheben. Diesen Eingriff führten Kinderherzchirurgin Dr. Ute Blanz und der Kinderkardiologe PD Dr. Nikolaus Haas, beide Oberärzte im Zentrum für Angeborene Herzfehler, gemeinsam durch.
Mit dem Hybrid-Operationssaal im insgesamt acht Säle umfassenden OP-Zentrum des HDZ NRW steht in der Universitätsklinik eine der modernsten Einheiten zur operativ-interventiven Behandlung von Herzerkrankungen in Europa zur Verfügung. Patienten aller Altersstufen profitieren von der Kombination einer konventionellen Herz-OP-Vollausstattung mit einer Katheter-Röntgenanlage mit erstklassiger Bildgebung. Im Zentrum für angeborene Herzfehler ist das enge Zusammenspiel von Herzchirurgen und Kinderkardiologen seit Jahren bewährte Praxis. Die besondere medizintechnische Ausstattung erlaubt exakte Diagnosen und Verfahren, die auch bei sehr komplexen Eingriffen mit großer Sicherheit und Routine ausgeführt werden können.

Katheterspezialist Dr. Nikolaus Haas führte zunächst einen Kinderherzkatheter in die Körperschlagader ein und platzierte unter Röntgenüberwachung der Hybrid-Einheit einen nur zwölf Millimeter breiten Stent an der Engstelle. Danach entfernte die Chirurgin Dr. Ute Blanz den in der ersten OP gesetzten Shunt und stellte die Verbindung der oberen Hohlvene mit der Lungenschlagader sicher. Ohne diesen gemeinsamen Behandlungsschritt, der Milimeterarbeit und sehr exaktes Zusammenarbeiten der beiden Spezialisten erforderte, wäre eine derart rasche und sichere Behandlung nicht möglich gewesen. Die größte Lebensgefahr für den Säugling ist nach dem erfolgreichen Eingriff nun überstanden.
Der kleine Colin Lukas hat sich nach den interdisziplinären Eingriffen gut erholt und bereits etwas zugenommen. Noch eine abschließende OP steht ihm bevor. „Das wird voraussichtlich im Alter von fünf Jahren der Fall sein“, erklärt Dr. Sandica. „Die Aussichten sind gut, dass er ein fast normales Leben führen kann.“

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