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11.07.2013

Die Aortenklappe ist am häufigsten betroffen

Ein Herz – ein Team: Das TAVI-Team des Herz- und Diabeteszentrums NRW unter der Leitung von Prof. Dr. Jan Gummert (Herzchirurgie, l.) und Prof. Dr. Dieter Horstkotte (Kardiologie, re.): (v.l.n.r.) Prof. Dr. Stephan Ensminger, Prof. Dr. Cornelia Piper, PD Dr. Jochen Börgermann, Dr. Werner Scholtz, Dr. Smita Jategaonkar, PD Dr. Georg Kleikamp (Foto Armin Kühn).

Schon über 500 Mal wurde die minimalinvasive transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVIVerfahren) am Herz- und Diabeteszentrum NRW durchgeführt – Das Verfahren ist bei hohem Operationsrisiko und hohem Alter angeraten

TAVI oder offene Herzoperation: Im Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, entscheidet ein Herzteam aus Kardiologen und Herzchirurgen gemeinsam darüber, welches Verfahren bei einem notwendigen Ersatz der Aortenklappe angewendet wird. Mit „TAVI“ ist dabei die erst seit wenigen Jahren angewendete minimalinvasive transkatheter-
Aortenklappenimplantation am schlagenden Herzen gemeint, den die Bad Oeynhausener Herzspezialisten ohne den sonst notwendigen Einsatz der Herz-Lungen-Maschine vornehmen. Über 500 solcher Transkatheter-Herzklappen sind im HDZ NRW inzwischen erfolgreich eingesetzt worden. Der TAVI-Eingriff bleibt derzeit den sogenannten Hochrisikopatienten vorbehalten. Wer dazu zählt und warum die Entscheidung zur Transkatheterklappe ganz
individuell getroffen werden sollte, erläutern die HDZ-Chefärzte Prof. Dr. Dieter Horstkotte (Kardiologie) und Prof. Dr. Jan Gummert (Herzchirurgie).

Die Aortenklappenverengung (Stenose) ist die häufigste erworbene Herzklappenerkrankung. Sie tritt meist in höherem Alter auf, weil sich die drei halbmondförmigen Klappentaschen aufgrund von Verschleiß (Degeneration) oder Verkalkung (Sklerose) nicht mehr weit genug öffnen können. Dadurch muss die linke Herzkammer einen deutlich erhöhten Druck aufbringen, um das Blut durch die verengte Klappe zu pressen. Die Folge: Betroffene leiden unter Atemnot, Brustenge, plötzlicher Bewusstlosigkeit oder akuter Herzschwäche. Die Lebenserwartung kann dann auf auf wenige Jahre oder sogar Monate eingeschränkt sein.

„Etwa drei bis fünf Prozent der über 75-Jährigen weisen eine hochgradige Verengung der Aortenklappe auf“, erläutert Prof. Dr. Dieter Horstkotte die Erfahrungen der Kardiologen im HDZ NRW. „Wenn die Klappe sich nicht mehr weit genug öffnen kann, besteht dringender Handlungsbedarf.“ Dann muss die Aortenklappe ersetzt werden.

TAVI Team: Im Einsatz für Risikopatienten
„Für die transkatheter-Klappenimplantation kommen gegenwärtig solche Patienten in Frage, bei denen eine Operation an der Herz-Lungen-Maschine mit einem zu großen Risiko verbunden wäre. Das sind oft hochbetagte Patienten oder Menschen mit schweren Begleiterkrankungen“, erklärt Prof. Dr. Jan Gummert, Direktor der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie, die Therapiemöglichkeiten.

Zu der Einzelentscheidung für das am besten geeignete und schonende Verfahren, das auch langfristig die höchste Lebensqualität verspricht, setzen sich die Mitglieder des HDZ-Herzteams zusammen. Unter der Leitung der beiden Chefärzte wägen die Oberärzte aus diesem „TAVI-Team“ die Vor- und Nachteile des nicht einfachen Eingriffs für jeden ihrer Patienten ab. Darüber hinaus gehören zum TAVI-Team Anästhesisten und Intensivmediziner, sowie Radiologen und eine Pyschologin der Universitätsklinik.

Aortenklappeneingriffe am schlagenden Herzen sollten nur in sehr erfahrenen Zentren ausgeführt werden, die eine angemessene Anzahl von Fällen vorweisen können, da sind sich die Herzspezialisten im HDZ NRW einig. In Kliniken, die wie das Herz- und Diabeteszentrum NRW am nationalen Aortenklappen-Register (GARY = German Aortic Valve Registry) teilnehmen, ist eine risikoarme Behandlung nahezu sichergestellt. Das Register erfasst alle Patientendaten mit Ersatzklappen und wertet diese langfristig nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten aus. So wird unter anderem ermittelt, welches spezielle Verfahren für welche Patientengruppe aus medizinischer Sicht am besten ist. Besteht kein erhöhtes Risiko, so ist aus medizinischer Sicht eine konventionelle Herzoperation zu bevorzugen. Das belegt eine aktuelle Studie aus diesem Register. Gibt es jedoch Gründe, die gegen den Einsatz der Herz-Lungen-Maschine sprechen, so kann das TAVI-Verfahren diesen Risikopatienten langfristig eine gute Lebensqualität sichern.

HDZ NRW: Fast 1.400 Eingriffe an der Aortenklappe pro Jahr
Wichtig: Eine TAVI-Operation sollten Kardiologe und Herzchirurg gemeinsam durchführen. Im HDZ NRW geschieht dies im neuen Hybridoperationssaal, der mit modernster Medizintechnik ausgestattet ist. Für den Notfall stehen so immer eine Herz-Lungen-Maschine und herzchirurgische Expertise bereit. Die Aortenklappenprothese (Ersatzklappe) wird im zusammengefalteten Zustand mittels Katheter entweder von der Leistenarterie aus in das Herz eingeführt (transfemoraler Zugang) oder sie wird direkt über die Herzspitze in die linke Herzkammer eingebracht (transapikaler Zugang).

Insgesamt fast 1.400 Aortenklappenoperationen haben die Bad Oeynhausener Spezialisten 2012 durchgeführt. Über die Hälfte davon (716) betrafen ausschließlich den Aortenklappenersatz, der wiederum 173 Mal im vergangenen Jahr als minimalinvasiver TAVI Eingriff ausgeführt worden ist.
„Von 2009 bis heute wurden am Herz und Diabeteszentrum insgesamt 543 TAVI-Eingriffe durchgeführt. Das mittlere Lebensalter der Patienten lag bei 82 Jahren. Und der älteste Patient war stolze 97 Jahre. In der Summe kamen die so behandelten Patienten bereits auf 44.092 Lebensjahre und konnten durch den TAVI-Eingriff bereits 505 neue Lebensjahre gewinnen“, erläutert Dr. Werner Scholtz (Oberarzt Kardiologie) die eigenen Daten. „Unsere guten Ergebnisse, die in die bundesweite Auswertung zu modernen Herzklappeneingriffen einfließen, beruhen auf exzellentem Fachwissen, großer Erfahrung und – wie in den anderen Fachbereichen im HDZ auch – einer großen Portion Teamgeist“, fasst PD Dr. med. Jochen Börgermann (Oberarzt Herzchirurgie) zusammen. Dieser Aussage schließen sich alle Mitglieder des Bad Oeynhausener Herzteams an, das sich nach der 500. TAVI-Operation zum Gruppenfoto im Herz- und Diabeteszentrum NRW stellte.

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