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27.06.2014

Mit neuem Antrieb zur mobilen Herzunterstützung können Kinder nach Hause entlassen werden

Der kleine Leon (1) wartet mit seiner Mutter Anja Spiecker im Herz- und Diabeteszentrum NRW auf ein Spenderherz. Chefarzt Dr. Eugen Sandica hat eine künstliche Herzunterstützung (Berlin Heart) implantiert, mit deren Hilfe die Wartezeit auf die Organspende überbrückt werden kann. Der große, 150 Kilogramm schwere Antrieb dieses Systems (links im Bild) kann bei Kindern wie Leon in Kürze durch den deutlich kleineren, mobilen Antrieb (Excor active, 11kg) ersetzt werden. Chefarzt Dr. Eugen Sandica (rechts) und Dr. med. Ares K. Menon (links), Medizinischer Leiter der Berlin Heart GmbH, halten das neue System in ihren Händen (Foto Armin Kühn).

Das Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen, auf dem Weg in eine neue Epoche der mechanischen Herzunterstützung für Kinder.

Ein neuer Antrieb zur mobilen Herzunterstützung für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren soll die Behandlung von schwer herzkranken jungen Patienten revolutionieren. Dr. Eugen Sandica, Direktor der Klinik für Kinderherzchirurgie und angeborene Herzfehler im Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, wird das mit einem neuen Antrieb versehene Unterstützungssystem EXCOR® Pediatric noch in diesem Jahr weltweit erstmals einsetzen. „Endlich werden die Kinder ihre mitunter monate- oder jahrelange Wartezeit auf ein Spenderherz dort verbringen können, wo sie sich am wohlsten fühlen: zu Hause bei ihrer Familie und ihren Angehörigen.“

Wenn ein Spenderherz nicht zeitnah zur Verfügung steht, werden mechanische Kreislaufunterstützungssysteme eingesetzt, um die Wartezeit auf die Organspende zu überbrücken. Das EXCOR® Pediatric System ist das einzige zugelassene System weltweit, mit dem Kinder behandelt werden können.

Im größten Herztransplantationszentrum Deutschlands in Bad Oeynhausen sind die Erfahrungen mit den künstlichen Herzpumpen (Ventricular Assist Devices - VAD) bei Kindern und Jugendlichen besonders gut: 29 dieser EXCOR® Pediatric Systeme haben Dr. Eugen Sandica und sein Team bereits bei Kindern im Alter von 0 bis 16 Jahren implantiert, die mittlere Unterstützungszeit beträgt 120 Tage, die längste Unterstützungszeit lag bei 619 Tagen. Fast alle Kinder konnten erfolgreich transplantiert werden. Die Bad Oeynhausener Überlebensrate liegt bei 90 Prozent bei den eingesetzten Berlin-Heart-Kinderherzpumpen. Damit gehört das Klinikum in Bad Oeynhausen zu den weltweit erfolgreichsten Therapiezentren.

Der Nachteil: 150 Kilo wiegt der derzeit einzige Antrieb der künstlichen Herzunterstützung, der durch eine Kabelverbindung mit der Pumpe des kleinen Patienten verbunden ist. Die große Konsole muss zudem regelmäßig gewartet werden, das macht ein Verlassen der Klinik nahezu unmöglich. Dazu ist der Anschluss ans Stromnetz lebenswichtig: Etwa 30 Minuten kommt das System ohne Strom aus, wenn danach keine Steckdose in der Nähe ist, schrillt der Alarm.

Jetzt stellt der deutsche Hersteller Berlin Heart GmbH (Berlin) erstmals weltweit einen Antrieb zur Verfügung, der nur noch 11 Kilogramm wiegt und in der Größe eines Koffertrolleys mitgeführt werden kann. Dazu kommt das Unterstützungssystem dank mitgeführter Akkus bis zu 12 Stunden ohne Netzanschluss aus. Die CE-Zulassung für den europäischen Einsatz der neuen Kinderherzpumpe, die den Namen EXCOR Active trägt wird zum kommenden Jahreswechsel erwartet. Danach soll das Herzunterstützungssystem im HDZ-Kinderherzzentrum in Bad Oeynhausen in den klinischen Einsatz gehen. „Wir sind sehr stolz, dass man sich bei der Markteinführung dieses neuen Systems auf die langjährige Erfahrung unseres Zentrums verlässt“, bestätigt Chefarzt Dr. Eugen Sandica.

„Auf ein mobiles System haben unsere Patienten und Angehörigen lange warten müssen“, bestätigt Professor Dr. Deniz Kececioglu, Direktor der Kinderkardiologie im Herz- und Diabeteszentrum NRW. „Für viele Kinder wird die Klinik während der Wartezeit notgedrungen zu einem zweiten Zuhause. Jetzt werden wir mittelfristig – wie dies bei Erwachsenen nach entsprechender Schulung schon lange möglich ist – eine zunehmende Zahl an Patienten ambulant versorgen können.“ Auch eine Unterbringung im RonaldMcDonald Elternhaus sei denkbar – vielleicht sogar auch, in absehbarer Zeit, der ganz normale Schulbesuch für ältere Kinder. „Das ist ein Riesenschritt zu mehr Lebensqualität für alle Beteiligten.“

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