Kliniken » Universitätsklinikum » Aktuelles » Herz- und Diabeteszentrum NRW
14.08.2015

Arthrofibrose: Wie entstehen Narben im Kniegelenk?

Dr. Isabel Faust untersucht eine Probe. Prof. Dr. Cornelius Knabbe (l.) und Dr. Philipp Traut sehen interessiert zu (Foto Armin Kühn).

Hoffnung auf Heilung: Forschergruppe am HDZ NRW entschlüsselt molekulare Grundlagen

Der Eiweiß-Botenstoff, der Wissenschaftler am Institut für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin am Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW) unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Cornelius Knabbe und Dr. Philipp Traut, langjähriger Chefarzt der Klinik am Rosengarten in Bad Oeynhausen, seit Jahrzehnten in seinen Bann zieht, trägt einen komplizierten Namen: Er heißt Xylosyltransferase, kurz XT. Am HDZ NRW wurde die XT nicht nur erstmals identifiziert. Hier hat man auch nachgewiesen, dass dieses Eiweiß bestimmte Krankheitsprozesse im menschlichen Körper, zum Beispiel am Herzmuskel oder in der Leber, anzeigen und beeinflussen kann. Neue Erkenntnisse bringt jetzt eine Forschungsarbeit der Biologin Dr. Doris Hendig und der Biochemikerin Dr. Isabel Faust, die in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht ist. Sie haben gemeinsam mit weiteren beteiligten Kooperationspartnern die besonderen Mechanismen aufgedeckt, die zu einer krankhaften Vermehrung von Bindegewebe im Gelenk, der sogenannten Arthrofibrose mit typischer Gewebevernarbung, führen. Diese Erkrankung tritt nach einem endoprothetischen Kniegelenksersatz bei bis zu zehn Prozent der Betroffenen auf.
Proteine sind Alleskönner
„Eiweiße, auch Proteine genannt, finden sich in überall im Körper“, erläutern Dr. Doris Hendig und Dr. Isabel Faust. „Dabei verleihen sie nicht nur den Zellen ihre Struktur, sondern beeinflussen auch den biochemischen Stoffwechsel, indem sie Signalstoffe erkennen und chemische Reaktionen auslösen.“ Die Xylosyltransferase dient den Wissenschaftlerinnen dabei als Marker zur Bestimmung von Krankheitsaktivitäten. „Wird ein erhöhter XT-Wert im Blut gemessen, so gilt dies als Charakteristikum für eine abnorme Vermehrung von Bindegewebe in einem Organ.“ Offensichtlich aktiviert der Eiweißstoff dabei auch verschiedene molekulare Schalter, welche die Wundheilung fördern und dazu führen, dass im Gelenk eine Narbe entsteht. Bleibt der schädigende Einfluss bestehen, kommt es zur Ausbildung der Fibrose.
Bei der Arthrofibrose führen diese Prozesse zu einer Vernarbung des Bindegewebes, die im Gelenk schmerzhafte Beschwerden verursacht und die Bewegungsfähigkeit erheblich beeinträchtigen kann.
„Nur wenn wir herausfinden, welche Mechanismen die Wundheilung im Gewebe stören und wie diese funktionieren, können wir auch in der Behandlung Fortschritte erzielen“, erklärt der Orthopäde Dr. Philipp Traut die langjährigen Forschungsaktivitäten. Deshalb sind weitere Studien geplant, in denen bei Arthrofibrose-Patienten untersucht werden soll, ob sich die Bestimmung der XT-Aktivität zur frühzeitigen Erkennung einer Arthrofibrose eignet und die Xylosyltransferase möglicherweise auch als Angriffspunkt für eine mögliche Therapie eingesetzt werden kann.
„Strukturelle und experimentelle Untersuchungen auf dem Gebiet der Zellbiologie sind sehr langwierig“, erläutert Prof. Dr. Cornelius Knabbe das Vorhaben. „Aber wir stoßen auch immer wieder auf neue Erkenntnisse, die zum besseren Verständnis von Erkrankungen führen. Das macht die Faszination der molekularen Forschung aus.“

Weitere Informationen:

Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen
Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Anna Reiss (Ltg.)
Georgstr. 11
32545 Bad Oeynhausen
Tel. 05731 / 97 1955
Fax 05731 / 97 2028
E-Mail: info@hdz-nrw.de
www.hdz-nrw.de