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22.04.2016

Einzigartiges Analysezentrum

Eröffnung der Hybrid-Laboranlage im HDZ NRW: (v.l.) Prof. Dr. Joachim Noldus (Prodekan Medizinische Fakultät der Ruhr-Universität Bochum), Prof. Dr. Cornelius Knabbe (Direktor Institut für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin im HDZ NRW), Dr. Karin Overlack (Geschäftsführerin HDZ NRW), Festredner Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Oellerich (Direktor der Abteilung für Klinische Chemie, Georg August Universität Göttingen), Stefan Boll (Geschäftsführer Abbott GmbH&Co.KG)(Foto Armin Kühn).

Das Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen, nimmt eines der größten vollautomatisierten 24-Stunden-Laborsysteme seiner Art in Betrieb.

Mit einem einmaligen Gesamtkonzept hat das Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum jetzt alle Analysebereiche seiner Laboratoriums- und Transfusionsmedizin einschließlich des Blutspendedienstes in einem neuen vollautomatisierten 24-Stunden-Großlaborsystem gebündelt. Der Laborneubau, inklusive der über 30 Meter langen Anlage, wird anlässlich des morgigen Welttags des Labors am heutigen Nachmittag mit einem wissenschaftlichen Symposium offiziell eröffnet.

Mit 6,5 Millionen Untersuchungsergebnissen pro Jahr versorgt das Institut für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin unter der Leitung von Prof. Dr. Cornelius Knabbe als Zentrallabor nicht nur die vier Kliniken des HDZ NRW, sondern auch zahlreiche weitere Häuser und Praxen in der Region. Bereits Ende des vergangenen Jahres hat das Institut die neuen Räumlichkeiten in einem Neubau an der Brahmsstraße bezogen und mit der Installation der vollautomatischen Laborstraße begonnen. Das neue Konzept wurde exakt auf die besonderen Bedürfnisse des Labors abgestimmt, das eine sehr schnelle Bearbeitungszeit, eine standardisierte und damit präzisere Bearbeitung bei kontinuierlichem Probendurchsatz sowie eine einfache Archivierung der Analysenproben erfordert und gleichzeitig das Personal von immer wiederkehrenden Routineaufgaben entlastet.

Jede Minute zählt
"Unser Labor hält mit über 500 verschiedenen Methoden ein permanent breites Analysespektrum vor - und das 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche. Gut zwei Millionen Analysen müssen dabei innerhalb von höchstens 30 Minuten vorliegen", beschreibt Prof. Cornelius Knabbe die Herausforderung, die seine Mitarbeiter täglich bewältigen müssen. "Im Notfall - etwa bei der Labordiagnostik eines Herzinfarkts - zählt dabei jede Minute." Unter der Vielzahl molekularbiologischer Verfahren werden auch solche der Gendiagnostik und zum Nachweis von Infektionserregern angewendet.

Organisatorisch ist es ein großer Vorteil, dass die neue Anlage auch die im Rahmen der Transfusionsmedizin erforderliche Analytik übernimmt und damit die beiden großen Anforderungskomplexe des Instituts miteinander vereint. "Wir erfüllen damit zugleich die strengen Sicherheitsauflagen der sogenannten "Guten Laborpraxis" (Good Laboratory Praxis/GLP) und der "Guten Herstellungspraxis" (Good Manufacturing Praxis/GMP)", erläutert Knabbe. Der in das Institut integrierte Uni.Blutspendedienst OWL sichert mit seinen Entnahmeeinrichtungen die Versorgung des HDZ NRW und weiterer Krankenhäuser in der Region mit Blutprodukten. Dazu werden in Bad Oeynhausen jährlich mehr als 200.000 Blutspenden analysiert.

Verwechslung ausgeschlossen
Das neue Herzstück des Instituts ist im Sockelgeschoss des Neubaukomplexes untergebracht. Das sogenannte "Order-Entry-System" des HDZ NRW ermöglicht, dass beim Eintreffen der etikettierten Blutprobe bereits bekannt ist, welche Parameter analysiert werden sollen. Per Rohrpost oder per Bote erreichen dann etwa 2.300 Röhrchen pro Tag das Labor, aus denen mehr als 17.000 Untersuchungsergebnisse bestimmt werden. Probe und digitale Anforderung werden zunächst im Cockpit des Analysezentrums angenommen. Innerhalb des Laborautomationssystems wird jedes Proben-Röhrchen durch einen automatischen Greifer auf einen Transport-Puck gestellt und passiert in langer Kolonne auf einem schmalen Fließband die 33 Meter lange Laborstraße. Roboterarme greifen bei Bedarf zu und steuern den Ablauf der Analysen. Erste Station ist die Zentrifuge: Hier wird das Blut so lange geschleudert, bis als Überstand das bernsteinfarbene Blutplasma oder Serum übrig bleibt. Als nächstes schraubt ein automatischer Deckelöffner die Kappe ab. Durch Radiofrequenzsteuerung weiß das System jederzeit genau, an welchem Messgerät das Röhrchen abbiegen muss und welches es passieren kann. Ebenfalls automatisch entnehmen die Analysensysteme winzige Mengen Plasma, mischen es mit dem richtigen Reagenz und analysieren das Ganze - dann geht es weiter zur nächsten Messstation. Vorläufiges Ende der Reise ist ein großer Kühlschrank, in dem bis zu 15.000 Probenröhrchen Platz finden, die bei eventuellen Nachforderungen noch einmal abgerufen werden können. Nach Ablauf dieser Zeit werden vom Kühlschrank automatisch die ältesten Proben aussortiert und verworfen. Der Datenmanager kann alle Analysenergebnisse für jede Probe zu jedem Zeitpunkt der Reise durch das Laborsystem den jeweiligen Patienten zuordnen. Die Daten werden jedoch erst nach einer abschließenden Plausibilitätsprüfung durch die Medizinisch-Technischen-Assistenten (MTAs) und Laborärzte freigegeben und an die anfordernden Stellen zurückgemeldet.

Die automatisierte Analysemethodik übernimmt vor allem die Routineaufgaben und stellt qualifizierte Mitarbeiter dadurch für spezielle arbeitsintensive Einzelanalysen frei, zum Beispiel für serologische Verträglichkeitsproben, molekulargenetische oder massenspektrometrische Untersuchungen. Auch die Probenbearbeitungszeit ist ein wichtiger Qualitätsfaktor, der gerade im Hinblick auf erforderliche therapeutische Maßnahmen und immer kürzere Liegezeiten der Patienten an Bedeutung gewinnt. Schließlich werden Laborwerte für die Diagnose und Therapie der meisten Krankheiten zwingend benötigt.

Weitere Informationen:
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