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02.06.2020

Neu: Diamanttechnik im Herzkatheterlabor

Deutschland-Premiere: Prof. Dr. Philipp Sommer und sein Team haben die Diamanttechnik im Herzkatheterlabor erfolgreich eingesetzt: (V.l.n.r.) Regina Ahrensmeyer, Ina Schildmeyer, Dr. Martin Braun, Marina Schubert und Prof. Sommer (Foto: Marcel Mompour).

Als Erste in Deutschland behandeln Kardiologen am Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen, Patienten mit Herzrhythmusstörungen mit einer innovativen Kathetertechnik, die spezielle Eigenschaften von Industriediamanten nutzt. Die Patienten profitieren von der besseren Präzision und geringeren Eingriffszeit.

Prof. Dr. Philipp Sommer, Direktor der Klinik für Elektrophysiologie/Rhythmologie am Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen, hat mit dem neuartigen, CE-zertifizierten Herzkathetersystem (Diamond TempTM, Hersteller: Medtronic) deutschlandweit erstmals am 28. Mai einen 60-jährigen Patienten mit Vorhofflimmern im Herzkatheterlabor therapiert. Das Verfahren, eine sogenannte Ablation d.h. eine Verödung der krankhaft elektrischen Erregungsherde im Herzgewebe, dauerte 110 Minuten. Der Patient ist wohlauf und konnte mittlerweile nach Hause entlassen werden. Ein weiterer Patient wurde am 2. Juni 2020 erfolgreich behandelt.

„Im Vergleich zu herkömmlichen Ablationsmethoden ist das neue Katheterverfahren besonders effizient mit einem vielfach schnelleren Feedback der Temperaturen an der Katheterspitze“, erläutert Professor Sommer die Technik, die dank sechs Thermosensoren an der Katheterspitze in Verbindung mit einer speziellen, automatisierten Software für eine exakte Wärmeregulation sorgt. „Kardiale Läsionen können dadurch deutlich präziser und schneller ausgeführt werden. Insgesamt können wir die reine Ablationszeit jetzt von bisher 25 bis 30 Minuten auf unter zehn Minuten begrenzen.“

Diese Qualität wird erreicht, weil das Diamantmaterial an der Ablationskatheterspitze im Vergleich zu den bisher üblichen Platin- oder Gold-Kathetern eine vielfach höhere Leitfähigkeit besitzt. Dadurch kann die optimale therapeutische Temperatur von 50 bis 60 Grad Celsius nicht nur schneller erreicht, sondern auch deutlich besser als bei anderen Materialien konstant gehalten werden. Denn sechs winzige Sensoren melden die aktuelle Temperatur alle zwanzig Millisekunden an den Generator, der seine Leistung entsprechend moduliert und bei Bedarf für die entsprechende Kühlung sorgt.

Sommer rechnet damit, dass sich dank der neuen Technologie eine Verbesserung der Behandlungsqualität insbesondere für Patienten mit Vorhofflimmern erzielen lässt. „Etwa 10-15 Prozent der Patienten müssen sich bislang einem zweiten oder dritten Eingriff unterziehen. Wenn wir diese Rezidivrate zukünftig deutlich senken könnten, wäre das ein großer Schritt nach vorne.“

Vorhofflimmern ist die häufigste bedeutsame Herzrhythmusstörung, allein in Deutschland leiden darunter etwa 1,5 Millionen Menschen. Bei einem Großteil der Betroffenen äußert sich die Erkrankung durch Herzrasen, verursacht durch zu schnelle und ungeordnete Bewegungen der Herzkammerwände, die durch ungerichtete elektrische Erregungen des Herzens entstehen. Unspezifische Beschwerden wie unzureichende Belastbarkeit, Müdigkeit oder Schlafstörungen kommen hinzu. Vorhofflimmern ist zwar grundsätzlich nicht lebensbedrohlich, aber mit einem erhöhten Risiko verbunden, einen Schlaganfall zu erleiden.

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